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titel mit lila balken spintisieren vom geheimnis der existenz etc.

 

Hintergrundinformationen zu "Alles Lug und Trug":

 Zu Strophe 1:
Klappentext des Buches „ Vom Verzehr wird abgeraten“  (Droemer) von Hans Ulrich Grimm

Wussten Sie, dass die Herzschutz-Margarine dem Herzen, und der ACE-Saft dem Embryo schaden kann? Wussten Sie, dass dem Essen zugesetztes Kalzium vielleicht einen Knochenbruch verhindert aber ebenso vielleicht einen Herzinfarkt bewirkt? Wussten Sie, dass es in Deutschland pro Jahr mehr Vitamintote als Verkehrstote gibt? Hans-Ulrich Grimm deckt auf, was im Functional Food wirklich wirkt und was den Konsumenten droht. Schon rechnen Versicherungen mit steigenden Krankheitskosten sowie Produkthaftungsfällen und stufen die angeblichen Gesund-Produkte aus dem Supermarkt als Risiko ein. Grimm zeigt, wie die Geschäftsstrategien der Industrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen. Er leuchtet die Wirklichkeit hinter der Werbefassade aus und untersucht die Methoden der Irreführung. Und Grimm recherchiert, wie Wissenschaftler aus staatlichen Instituten und den Labors der Konzerne sich verbrüdern zum Schaden von ernährungsbewussten Verbrauchern.

Hans-Ulrich Grimm, geboren im Allgäu, lebt in Stuttgart. Er war von 1989 bis 1996 Korrespondent des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, ist seither freier Autor (u.a. für Stern, Geo, Neue Zürcher Zeitung und Zürcher Tagesanzeiger). Sein wichtigstes Werk 'Die Suppe lügt', in viele Sprachen übersetzt, gilt als Klassiker der modernen Nahrungkritik.

Zu Strophe 2:
Aus http://attacberlin.de/fileadmin/ags/sprache/materialien/Neusprech-Glossar_06.pdf

Wie wir mit „Neusprech“ begaukelt werden:

Abstrakte Debatte
"Mario Candeias von der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat sich die Frage gestellt, wie die Schuldenkrise von links politisch aufgegriffen werden kann. Die Debatte über Rettungsmechanismen, Milliarden-Schirme und Billionen-Hebel ist vor allem technischabstrakt, jedenfalls weit weg vom Alltagsverstand."
(Tom Strohschneider in Freitag v. 27.10.2011, S. 6)

Sinn der Effizienz
Im Gesetzentwurf zur "Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt", bekannt unter dem Begriff 'Instrumentenreform', soll mit weniger Förderinstrumenten und viel weniger Geld die 'Leistungserbringung' effektiver und effizienter werden. Und das heißt: Es können weniger Maßnahmen der beruflichen Bildung, Aktivierung und Eingliederung stattfinden – und das zu verschlechterten Bedingungen.
(Ballauf in Erziehung und Wissenschaft 9/2011, S. 6f.)

 Alternativlos
"Bei den Politikern der SPD/Linke-Regierungskoalition erfreut sich seit Verabschiedung der 'Schuldenbremse' – auch ein lohnender Begriff! – z.B. die Bezeichnung 'Kostenneutralität' großer Beliebtheit, um steigende Aufgaben und Anforderungen an die Beschäftigten im öffentlichen Dienst ohne die Bereitstellung der dafür notwendigen zusätzlichen Mittel zu legitimieren. Diese Bezeichnung wird ja gern in Verbindung mit dem Unwort des letzten Jahres 'Alternativlosigkeit' gebraucht: Nachdem man jahrelang durch einseitige 'Steuerentlastungen' die staatlichen Einnahmen minimiert hat, gibt es jetzt 'keine Alternative zu einem strikten Konsolidierungskurs', d.h. letztlich zum weiteren Abbau staatlicher Sozialleistungen.
(K-P.B. - Email an Sprach-AG 7.7.2011)

 Beschäftigungswunder
Im Jahr 2010…waren rund 5 Millionen Menschen auf der Suche nach Arbeit... "Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Verlautbarungen aus der Politik, die von einem 'Beschäftigungswunder' sprechen, nur als zynisch zu verstehen.“
(Mohssen Massarrat/ Attac-AG Arbeit
FairTeilen - Konferenz "Überwindung der Arbeitslosigkeit" Hannover 
30.6./1.7.2011 – MEMORANDUM Newsletter 2011-14 der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik)

 Verheißungsvoll
"Es gibt viele Begriffe, die für die ideologische Durchsetzung einer neoliberalen Wirtschaftsordnung von zentraler Bedeutung sind. 'Eigenverantwortung', 'Individualisierung', 'Wettbewerb', 'schlanker Staat' sind dafür Beispiele. Das Schwierige ist, dass sie alle auch eine positive Bedeutung haben. Wer denkt bei Eigenverantwortung oder Individualisierung schon als erstes daran, dass damit zum Beispiel der Abschied von der solidarischen Krankenversicherung ideologisch unterfüttert werden soll? Oder wer erkennt im schlanken Staat sofort die Gefahr, dass die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen beabsichtigt ist?" 
(M. Demmer in Erziehung und Wissenschaft 6/2011, S. 22)

 Zu Strophe 3:

Aus http://attacberlin.de/fileadmin/ags/sprache/materialien/Neusprech-Glossar_06.pdf 

Wie Bürger für „systemrelevante“ Banken bürgen: 

Um hochverschuldete Mitgliedsstaaten der Euro-Zone vor dem Staatsbankrott zu retten, hat die EU im Dezember 2010 einen 'Europäischen Stabilisierungsmechanismus' (ESM) eingerichtet, der durch Finanzmittel aus der 'Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität' (EFSF – kurz: Rettungsfonds) abgesichert wird. Ab 2013 soll diese provisorische Konstruktion durch einen dauerhaften 'EURO-Rettungsschirm' abgelöst werden. Die Wortverbindung von 'Rettung' und 'Schirm' schafft gleich doppeltes Vertrauen – als ein Inbegriff von Wohltätigkeit. Was aber geschieht tatsächlich? Unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen tritt der Rettungsschirm in Aktion? 

Mitgliedsländer, die ihren Schuldendienst nicht mehr selbst schultern können, geraten zunächst ins Visier der Rating-Agenturen, ihre Kreditwürdigkeit wird herabgestuft, Spekulanten steigen in das Geschäft ein, und die Banken, die zuvor durch staatliche Gelder aus der Finanzkrise gerettet wurden, sahnen Gewinne ab, bis die verschuldeten Länder vor dem Staatsbankrott stehen. Sobald die Finanzmittel aus dem 'Rettungsfonds' beantragt werden, schnürt die EU – zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) – ein 'Reformpaket', das harte Forderungen an die 'geretteten' Länder stellt: verringerte Staatsausgaben, einen 'reformierten' Arbeitsmarkt, Privatisierungen und Stützung der Banken. Durch diese Eingriffe seitens der EU und des IWF wird die Entscheidungsfähigkeit des betreffenden Landes systematisch zerstört. 

Der 'Stabilisierungsmechanismus' bedeutet also für die Kandidaten, in das "gnadenlose Mahlwerk der Finanzmärkte" (Altvater 14.4.11) zu geraten. Somit ist die oft gebrauchte Formulierung, dass ein Land "unter den Rettungsschirm schlüpft" (wie aus dem Regen ins Trockene oder aus der Not in sichere Obhut), irreführend. Geschützt bleiben unter diesem 'Rettungsschirm' vor allem die Banken, auf Kosten der öffentlichen Haushalte.



 
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